Man kann sich gut vorstellen, was die zwei Jünger auf ihrem Weg nach Hause geredet haben: Was war das alles? Welcher Sache sind wir da nachgelaufen? Wie konnten wir uns so davon überzeugen lassen? Und was fangen wir jetzt daheim an? So können sie Jesus in dem einsamen Wanderer nicht erkennen. Er ist ihnen nahe und bleibt doch fremd. Wie oft geht es uns so, wenn wir in Sorge und Angst verstrickt sind. Und da ist noch etwas: Auf Jesu Frage erzählen sie, Jesus sei ein Prophet gewesen und habe Israel erlösen wollen. Wie viel haben sie in ihrer Jüngerzeit mitbekommen? Waren sie nicht dabei, als Petrus bekannte: "Du bist der Christus?" Jesus nimmt sich Zeit, ihnen auf dem Weg nochmals die "basics" zu erklären. Da können wir uns selbst ja auch fragen, wieviel von Jesus wir erlebt haben und wieviel wir begriffen haben.
Der Bericht der Frauen hat auf die Apostel keinen Eindruck gemacht. "Geschwätz", das ist ihr Urteil. Allein Petrus macht sich auf den Weg, sieht das leere Grab und wundert sich. Aber mehr auch nicht. Es sind zuerst die Frauen, die für dieses unbegreifliche Wunder empfänglich sind. Sie sehen die Lichtgestalten, sie hören sie reden. Wo finden wir uns in all dem wieder? Bei den Aposteln und ihrem Urteil, das sie verschließt? Oder bei den Frauen, denen die Augen geöffnet sind? Begreifen können wir das, was damals geschehen ist, nicht. Aber die Berichte, die wir haben - auch die über die späteren Erlebnisse der Apostel - sprechen immer wieder von der unbegreifbaren Gestalt des Auferstandenen. Jesus Christus lebt in einer anderen Dimension, einer neuen Seinsweise. Wir sollten ihn nicht mehr in toten Dingen oder Gräbern suchen, denn er lebt und wir werden mit ihm leben. Heraus aus allen menschlichen Gräbern und Ihm hinterher!
Der Tod Jesu war ein einschneidendes, unheimliches Geschehen. Die Zuschauer, die sich das "Schauspiel" ansehen wollten, waren tief betroffen und wurden sich der eigenen Schuld bewusst. Ein Hauptmann der Römer erkennt in ihm einen Gerechten. Es war etwas geschehen, was die Zuschauer nicht begreifen konnten. Und dann zerreißt der schwere, 18 Meter hohe Vorhang vor dem Allerheiligsten im Tempel. So etwas kam vor, weil ja Tag für Tag Blut des Opfertiers auf ihn gespritzt wurde. Jedes Jahr musste ein neuer Vorhang hergestellt werden. Aber hier hat diese Bemerkung tiefe Bedeutung: Im Tod Jesu fällt die Schranke zwischen Gott und Mensch, der Weg zu Gott ist frei. Durch sein Opfer sind alle anderen Opfer abgelöst und unnötig geworden. Wer auf Jesus vertraut, hat den freien Zugang zu Gott, seinem Vater.
Es ist viel gesagt und geschrieben worden über den ungerechten Prozess und das Hin und Her der Verantwortlichen. Für uns ist vor allem wichtig, wie Jesus sich verhält. Einmal erneuert er seine Weissagung über Jerusalem: Wie wird es dieser Stadt ergehen, wenn sie mir so etwas antun? Und dann trägt ihn immer noch die Überzeugung, dass ihm der Himmel offen steht. Er zweifelt nicht, dass er im Sinne seines Vaters handelt. Auch gegenüber einem reuigen Verbrecher hält seine Liebe durch. Auf die Verhöhnung von allen Seiten schweigt er. Wie naheliegend, sie alle miteinander zu verfluchen, aber Jesus schweigt. Wie gut, ihm nachfolgen zu können!
Die Situation schrammt hart an einer Katastrophe vorbei. Denn die Jünger, die jetzt erst merken, "was bevorstand", greifen zum Schwert. Offenbar haben zwei Jünger vorgesorgt. Jetzt ist die Stunde des Aufstands! Nein, sagt Jesus, nicht weiter. Mit der Heilung des Knechtes beruhigt er die aufgeladene Situation. Und geschildert das natürlich auch, um nochmals deutlich zu machen: Ihr nehmt hier einen fest, der Leute geheilt und befreit hat! Sie behandeln ihn wie einen gemeinen Räuber. Wieso haben die Jünger trotz Jesu Ankündigungen das nicht sehen können, wieso sind sie so überrascht? Sie haben die Hoffnung auf einen Volksaufstandes im Kopf. Das verunmöglicht es ihnen, sich vorzustellen, Jesus würde "einfach so" verhaftet. Wer seine eigenen Vorstellungen im Kopf hat, dem fällt es schwer, Jesu Worte zu begreifen.
Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet! Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft. Da sagte er zu ihnen: Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet!
"Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir!" Schon seit einiger Zeit ist Jesus klar, was es für ihn bedeutet, nach Jerusalem zu gehen. Sein Leben wird zum Opfer zur Ablösung des täglichen Opfers, das im Tempel dargebracht wird. Aber gibt es nicht doch einen anderen Weg? Wird dieses Opfer etwas bewirken? Werden die Menschen begreifen? Da ist es doppelt schwer für ihn, dass seine engsten Freunde lieber schlafen. Lukas schreibt, sie seien vor Kummer erschöpft. Gegen die Versuchung der Resignation hilft es, den direkten Kontakt zu Gott zu suchen. Betet! Hier ist Jesus ganz Mensch, schwach, zweifelnd und angewiesen auf die Nähe seines Vaters. Seine Nachfolger sind in dieser Nacht noch nicht fähig, diese Nähe zu suchen. Sie haben es später in Verfolgungen gelernt.
Haben wir richtig gelesen? Direkt nach dem Abendmahl diskutieren die Jünger die Frage, wer der Größte ist! Ja, haben die denn gar nichts mitbekommen? Oder will uns Lukas durch diese Zusammenstellung zeigen, dass die Nachfolger Jesu nichts kapiert haben? Nein, ich denke, es ist genauso bei uns Menschen. Wir haben in den heiligsten Momenten die unheiligsten Gedanken. Wir haben Abgründe und finstere Ecken in uns. Was ich wirklich bemerkenswert finde, ist die Reaktion Jesu. Er könnte doch verletzt und maßlos enttäuscht sein! "Seid ihr noch ganz bei Trost, euch jetzt mit so etwas zu beschäftigen? Ja, merkt ihr denn nicht, wie es mir geht??" - Das hätte er sagen können. Stattdessen lehrt er sie voller Geduld und weist auf sein Beispiel hin. "Ich bin der, der euch bedient, jetzt in diesem Moment." Das heißt: Er gibt sie nicht auf, auch jetzt nicht. Und weil er um ihre Schwäche weiß, gibt er ihnen ein Zukunftsbild mit, damit sie bei dem, was nun kommt, nicht aufgeben. So geht Jesus mit Abgründen um - auch mit meinen.
Die Worte des Abendmahls sind uns sehr vertraut. Doch die Atmosphäre dieses letzten Mahles Jesu ist eine andere als bei unseren Feiern. Es ist eine gedrückte Stimmung voller böser Vorahnung. "Vor meinem Leiden", "ich werde nicht mehr essen, nicht mehr trinken." Die Apostel werden diese Worte mit Entsetzen vernommen haben. Oder haben sie gar nicht begriffen, was Jesus hier ankündigt? Haben sie immer noch nicht erfasst, welchen Weg Jesus nun nehmen wird? Begreife ich es, in welcher Not sich Jesus befindet und warum seine Sehnsucht so groß ist, dieses Mahl mit denen zu feiern, die seine Nächsten sind? Wer das Abendmahl nimmt, der und die nimmt teil an dieser Not, am Schmerz über den Verrat und der Angst vor dem kommenden Kreuz. Wenn ich es zulasse, kann ich Jesus darin nahe sein - über alle Zeiten hinweg.
Es ist ein bleibendes Rätsel, warum Judas zum Verräter wurde. War er enttäuscht, weil Jesus nicht zum Aufstand und zu den Waffen rief? Wollte er Jesus in eine Situation bringen, in der er sich offenbaren und seine Macht zeigen musste? Wie auch immer - es ist verstörend, dass ein Jünger, der die Bergpredigt live erlebt hat, der die Wunder gesehen hat und Tag für Tag mit Jesus zusammen war, zu den Feinden überläuft. Das enthält eine ernste Warnung: Frömmigkeit schützt nicht vor falschen Wegen. Im dunklen Winkel unseres Herzens können sich Dinge entwickeln, die irgendwann außer Kontrolle geraten. Dagegen hilft eine ehrliche Auseinandersetzung mit meinen privaten Gedanken. Halten sie das Licht der Botschaft Jesu aus? Wer im Licht Gottes lebt, in den fährt nicht der Satan.
1.April Lukas 21, 20 - 24
Wenn ihr aber seht, dass Jerusalem von Heeren eingeschlossen wird, dann erkennt ihr, dass seine Verwüstung bevorsteht. Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung, damit alles in Erfüllung geht, was geschrieben steht. Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen! Denn große Bedrängnis wird über das Land hereinbrechen und Zorn über dieses Volk. Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie zu allen Völkern schleppen und Jerusalem wird von den Völkern zertreten werden, bis die Zeiten der Völker sich erfüllen.Viele Theologen nehmen diese Prophetie als Beleg dafür, dass Lukas sein Evangelium nach der Zerstörung Jerusalems geschrieben hat, also als eine "Voraussage nach der Erfüllung". Man sollte Jesus schon zutrauen, dass er die Zeichen der Zeit deuten konnte. Hier sind ähnliche Worte zu lesen wie einst beim Propheten Jeremia. Jesus blickt in eine Zeit etwa 40 Jahre nach seinem Tod. Welche Zeichen der Zeit haben wir heute zu deuten? Was wird in unserer Zeit kommen? Nur ein Gedanke dazu: Damals haben die Verantwortlichen den Kopf geschüttelt und gesagt: "Das wird nicht geschehen, wir machen gute Politik mit den Römern. Wer soll uns zerstören?" Und heute? Was auch immer an Überraschendem kommen mag, Gott hat diese Welt in seiner Hand. Er hat uns in seiner Hand.
31.März Lukas 21, 8 - 13
Er sprach: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.Jesus und seine Nachfolger haben das Ende der Welt erwartet. Wir blicken mit einem Abstand von 2000 Jahren auf diese Aussagen. Das, was Jesus hier ankündigt, ist wieder und wieder geschehen. Aber das Ende kam nicht. Soll das heißen, es geht immer so weiter? Da heißt es: "Gebt acht, dass man euch nicht irreführt!" Das tun nicht nur die, die heute verkünden, das Ende sei sehr nahe. Sondern auch die, die verkünden, es gäbe gar kein Ende. Gottes Zeit ist nicht unsere Zeit. Einmal aber wird diese ganze Geschichte enden. Die Welt wird verwandelt werden in die Welt, die Gott ursprünglich gewollt hat. Hat das eine Bedeutung für uns? Ändern sich dadurch unsere Lebensperspektive, unsere Ziele und Lebensführung?
30.März Lukas 21, 1 - 4
Er blickte auf und sah, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Er sah aber auch eine arme Witwe, die dort zwei kleine Münzen hineinwarf. Da sagte er: Wahrhaftig, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber, der es am Nötigsten mangelt, hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben.
Die Gelder, die in die Opferbehälter eingelegt wurden, dienten zur Bezahlung von Opfern im Tempel. Vermutlich handelt es sich in dieser Begebenheit um den Kasten für Leute, die sich selbst keine Opferbezahlung leisten konnten. Die Witwe sorgt sich also um das Heil anderer Menschen. Und sie spürt ihren Verzicht ganz unmittelbar. Einen solchen Verzicht leistet nur der, der von der Notwendigkeit der Sache überzeugt ist. Es geht nicht darum, "dass es weh tut", wie manche sagen. Es tut nicht weh, wenn jemand von der Richtigkeit überzeugt ist. Wo gehe ich selbst über das normale Maß des Opferns hinaus - sei es beim Geld, bei meiner Zeit oder meiner Kraft? Warum?
29.März Lukas 20, 27 - 36
Von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten. Denn sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind.Kinder der Auferstehung! Das ist Jesu Perspektive. Nicht nur, dass er seine Auferstehung erwartet, seine Hoffnung geht über sein eigenen Schicksal hinaus und umfasst alle, die sich mit ihm verbinden. Dort in der neuen Welt Gottes herrschen ganz andere Gesetze als in dieser Welt. Jesus malt das nirgendwo aus, aber er lebt in dieser Hoffnung. Vielleicht hat Lukas dieses Gespräch bewahrt, weil in seiner Zeit nach Ostern allmählich Christen gestorben sind, die doch auf die Wiederkunft Jesu warteten. Welche Antwort konnte er den Hinterbliebenen geben? Sie lautet: Ihr seid Kinder der Auferstehung und werdet Anteil an seiner Auferstehung haben. Gibt mir das Hoffnung über meinen eigenen Tod hinaus? Habe ich eine Vorstellung vom Himmel als dem Ort, an dem ich leben werde?
28. März Lukas 20, 20 - 26
Daher lauerten sie ihm auf und schickten Spitzel, die so tun sollten, als wären sie selbst gerecht, um ihn bei einer Äußerung zu ertappen. Denn sie wollten ihn der Gerichtsbarkeit des Statthalters übergeben.Und sie fragten ihn: Meister, wir wissen, dass du aufrichtig redest und lehrst und nicht auf die Person siehst, sondern wahrhaftig den Weg Gottes lehrst. Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?
Er aber durchschaute ihre Hinterlist und sagte zu ihnen:
Zeigt mir einen Denar! Wessen Bild und Aufschrift sind darauf? Sie antworteten: Die des Kaisers.
Da sagte er zu ihnen: Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
So gelang es ihnen nicht, ihn bei einer Äußerung vor dem Volk zu ertappen. Sie waren über seine Antwort verwundert und schwiegen.
Die Hinterlist besteht darin, dass Jesus, wie er auch antwortet, Ärger bekommt. Sagt er, man müsse Steuern bezahlen, dann gilt er im Volk als Römerfreund und Verräter. Sagt er, man müsse es nicht, kann er bei den Römern angezeigt werden. Was also tun? Jesu Antwort ist radikal: Das Geld könnt ihr getrost dem Kaiser geben, es gehört ihm ja. aber was gehört Gott? Alles! Das Leben und alles, was Leben ausmacht. Die Nachfolger Jesu sollen ihr Leben Gott weihen - ihren Besitz können sie dem Kaiser überlassen. Was bedeutet das für uns? Klar, wir zahlen Steuern und Abgaben. Aber wirklich wesentlich ist das, was unser Leben ausmacht. Es gehört Gott. So hat Jesus in seiner Antwort eine Fangfrage in einen Aufruf zur Nachfolge verwandelt. Wir können uns fragen, was heute "Dem Staat gehört" und was in unserem Leben die wesentlichen Dinge sind, die Gott gehören: Meine Zeit, mein Einsatz, meine Liebe...Wo kreise ich noch zu sehr um Dinge, die "zum Kaiser gehören?"
27.März Lukas 20, 9 - 19
Er erzählte dem Volk dieses Gleichnis: Ein Mann legte einen Weinberg an, verpachtete ihn an Winzer und reiste für längere Zeit in ein anderes Land. Als nun die Zeit dafür gekommen war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, damit sie ihm seinen Anteil an der Frucht des Weinbergs geben sollten. Die Winzer aber prügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort. Darauf schickte er einen anderen Knecht; auch ihn prügelten und entehrten sie und jagten ihn mit leeren Händen fort. Er schickte noch einen dritten Knecht; aber auch ihn schlugen sie blutig und warfen ihn hinaus. Da sagte der Herr des Weinbergs: Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn schicken. Vielleicht werden sie vor ihm Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, überlegten sie und sagten zueinander: Das ist der Erbe; wir wollen ihn umbringen, damit das Erbe uns gehört. Und sie warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen tun? Er wird kommen und diese Winzer vernichten und den Weinberg anderen geben Als sie das hörten, sagten sie: Das darf nicht geschehen! Da sah Jesus sie an und sagte: Was bedeutet dieses Schriftwort: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden? Jeder, der auf diesen Stein fällt, wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Die Schriftgelehrten und die Hohepriester hätten gern noch in derselben Stunde Hand an ihn gelegt; aber sie fürchteten das Volk. Denn sie hatten gemerkt, dass er sie mit diesem Gleichnis meinte.
Ein normaler Vorgang wird zum Gleichnis. Pachtwesen und das Errichten von Pachtzinsen war Alltag im Land. Doch hier geschieht Unerhörtes: Die Pächter weigern sich, die Pacht zu bezahlen. Das heißt: Sie sind von vorneherein im Unrecht. Und noch schlimmer: Sie begehen einen Mord. Als in der Geschichte das Vernichtungsurteil ergeht, rufen die Zuhörer:
"Das darf nicht geschehen!" Was meinen sie damit? Die Aburteilung der Winzer oder die ganze Geschichte? Nun
zitiert Jesus Psalm 118 und macht klar: Ihr seid die Leute, die immer schon die Boten Gottes verfolgt habt - und nun weigert ihr euch, den Sohn des Höchsten zu hören. Der Eckstein ist der Stein, nach dem das ganze Bauwerk ausgerichtet ist. Jesus ist dieser Eckstein, aber sie haben ihn verworfen. An ihrem Umgang mit Jesus entscheidet sich ihr Schicksal. Wer ist Jesus für mich? Der Eckstein, an dem ich mich ausrichten lasse? Ein Stein unter vielen? Das Fundament meines Lebens? Gelingen und Scheitern meines Lebens steht auf dem Spiel.
26. März Lukas 20, 1 - 8
Und es geschah: Eines Tages lehrte Jesus im Tempel das Volk und verkündete das Evangelium, da kamen die Hohepriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten hinzu und fragten ihn: Sag uns: In welcher Vollmacht tust du das? Wer hat dir diese Vollmacht gegeben? Er antwortete ihnen: Auch ich will euch eine Frage stellen. Sagt mir: Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber antworten: Von den Menschen!, dann wird das ganze Volk uns steinigen; denn sie sind überzeugt, dass Johannes ein Prophet ist. Darum antworteten sie: Wir wissen nicht, woher. Jesus erwiderte ihnen: Dann sage auch ich euch nicht, in welcher Vollmacht ich das tue.
Eine direkte ehrliche Antwort hätte Jesus in große Schwierigkeiten gebracht. Er hätte sich als Messias "outen" müssen und man hätte ihm den Prozess machen können. Doch Jesus lässt sich nicht zu etwas drängen, zu dem er noch nicht bereit ist. Er stellt eine Gegenfrage und bringt seine Gegner in Verlegenheit. Was kann man daraus lernen? Wir müssen nicht denen gehorchen, die uns in Schwierigkeiten bringen wollen. Wir sind nicht jedem eine Antwort schuldig, wenn diese Antwort uns nur Probleme bringt. Auch die Gegner Jesu vermeiden ja Antworten, die ihnen nur Schwierigkeiten einbringen. Menschen dürfen nicht darüber bestimmen, ob und wann ich etwas äußere!
25.März Jeremia 17, 5 - 8
So spricht der HERR: Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN. Er ist wie ein Strauch in der Steppe, der nie Regen kommen sieht; er wohnt auf heißem Wüstenboden, im Salzland, das unbewohnbar ist. Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist / und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
Steppenstrauch gegen Baum! Dürre Blätter gegen gute Früchte! Welchem Bild gleicht mein Leben? Komme ich gerade noch so über die Runden oder ist mein Leben voll guter Ergebnisse? Der Unterschied, sagt Jeremia, liegt im Vertrauen. Wenn mein Ehepartner, meine Kinder oder meine Freunde zu meiner Lebensgrundlage werden, dann gründe ich mein Leben auf schwankenden Boden. Denn Menschen können meine tiefsten Bedürfnisse nicht erfüllen, das kann nur der, der das Leben geschaffen hat. Wer an ihm bleibt, ist am Strom des Lebens und die Früchte wachsen von selbst. Was heißt es für mich heute konkret, meine Hoffnung auf Gott zu setzen?
24.März Jeremia 16, 14 - 15 19 - 21
Darum siehe, Tage kommen - Spruch des HERRN -, da sagt man nicht mehr: So wahr der HERR lebt, der die Söhne Israels aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat!, sondern: So wahr der HERR lebt, der die Söhne Israels aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt hat. Ich bringe sie zurück in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern gegeben habe.
HERR, meine Kraft und meine Burg, meine Zuflucht am Tag der Not! Zu dir kommen Völker von den Enden der Erde und sagen: Nur Trug erbten unsre Väter, Wahngebilde, die nichts nützen. Kann ein Mensch sich denn Götter machen? - Doch Götter sind es dann nicht! Darum siehe, ich bringe sie zur Erkenntnis; diesmal bringe ich sie zur Erkenntnis meiner Macht und meiner Stärke und sie werden erkennen, dass mein Name HERR ist.
Nach kapitellangen Anklagen und Gerichtsdrohungen kommt plötzlich ein Ausblick: Der Weg des Volkes Israel ist doch nicht zu Ende. Die Zeit der Strafe und des Leidens wird eines Tages vorbei sein. Diese Zeit bringt noch eine andere Frucht: Die umliegenden Völker werden Gott erkennen. Sie werden sich von ihren falschen Göttern trennen und sich dem wahren Gott zuwenden. Das ist für viele Millionen Menschen weltweit in Erfüllung gegangen. Darin liegt eine wichtige Erkenntnis: Gott kann - und will! - eine Zeit des Leidens zum Segen werden lassen. Die schließliche Rettung des Volkes wird zum Segen für die Völker. Können Dinge, an denen ich leide - und die ich vielleicht als strafe empfinde - mir am Ende zum Segen werden?
23. März Jeremia 13, 1 - 9
So hat der HERR zu mir gesagt: Geh, kauf dir einen Schurz aus Leinen und leg ihn dir um die Hüften, aber tauch ihn nicht ins Wasser! Da kaufte ich den Schurz nach dem Wort des HERRN und legte ihn mir um die Hüften. Nun erging das Wort des HERRN zum zweiten Mal an mich; er sagte: Nimm den gekauften Schurz, den du um die Hüften trägst! Mach dich auf, geh an den Eufrat und verbirg ihn dort in einer Felsspalte! Ich ging hin und verbarg ihn am Eufrat, wie mir der HERR befohlen hatte. Nach längerer Zeit sprach der HERR zu mir: Mach dich auf, geh an den Eufrat und hol von dort den Schurz, den ich dir dort zu verbergen aufgetragen habe! Da ging ich zum Eufrat, grub und nahm den Schurz von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Und siehe: Der Schurz war verdorben, zu nichts mehr zu gebrauchen. Nun erging das Wort des HERRN an mich: So spricht der HERR: Ebenso verderbe ich den Hochmut Judas und den großen Hochmut Jerusalems.
Diese prophetische Handlung findet ganz bewusst am Euphrat statt, dem Fluss, an dem bald die Einwohner Jerusalems sitzen und weinen werden (on the rivers of Babylon...). So wie dieser Schurz verdirbt, wird das Volk verderben. Es ist auch bei uns öfters so, dass ein ganz natürlicher Ablauf oder eine alltägliche Handlung plötzlich transparent wird für eine dahinterliegende Wahrheit. So kann es bei der Betrachtung einer Landschaft oder einer Tätigkeit geschehen, dass plötzlich dieser Gedanke kommt: Das was ich gerade sehe, ist mir wie ein Gleichnis für das Handeln Gottes oder für eine tiefere Wahrheit. Um das zu erleben und zu hören, ist Aufmerksamkeit nötig. Viele Dinge können mir so mitten im Alltag zum Sprachrohr Gottes werden. Und dann sehe ich nicht mehr das verrottete Stück Stoff, sondern die Aussage dahinter. Was wird dir durchscheinend für Gottes Reden?
22.März Jeremia 12, 14 - 17
So spricht der HERR über alle meine bösen Nachbarn, die das Erbteil antasten, das ich meinem Volk Israel zum Erbe gegeben habe: Siehe, ich reiße sie von ihrem Boden aus; doch auch das Haus Juda reiße ich aus ihrer Mitte. Und es wird sein: Nachdem ich sie ausgerissen habe, will ich umkehren und mich ihrer erbarmen und ich werde sie zurückbringen, einen jeden in sein Erbteil und jeden in seine Heimat. Und es wird sein: Wenn sie wirklich die Wege meines Volkes lernen, sodass sie bei meinem Namen schwören: So wahr der HERR lebt!, wie sie vorher mein Volk gelehrt hatten, beim Baal zu schwören, dann sollen sie inmitten meines Volkes wieder aufgebaut werden. Gehorchen sie jedoch nicht, so werde ich dieses Volk völlig ausreißen und vernichten - Spruch des HERRN.
Bisher ging es immer um Israel und sein Geschick. Doch nun wendet sich der Prophet den umliegenden Völkern zu. Das Gericht und die Barmherzigkeit Gottes gilt auch ihnen. Doch auch für sie gilt die Bedingung, sich von falschen Göttern abzuwenden. Wenn sie den einen Gott verehren, dann werden sie Bestand haben. Hat das für unser Land Bedeutung? "Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott " - so beginnt unsere Verfassung. Und das ist gut so, denn das bedeutet Schutz und eine letzte Gründung all unserer Werte. Allerdings sind damit auch Pflichten verbunden - etwa die, Schwache, Arme und Fremde zu schützen.
21.März Jeremia 12, 1 - 4
Du bleibst im Recht, HERR, auch wenn ich mit dir streite; dennoch muss ich mit dir rechten. Warum haben die Frevler Erfolg, weshalb können alle Abtrünnigen sorglos sein? Du hast sie eingepflanzt und sie schlagen Wurzel, sie wachsen heran und bringen auch Frucht. Nahe bist du ihrem Mund, aber fern von ihrem Inneren. Du jedoch, HERR, kennst und siehst mich; du hast mein Herz erprobt, ob es bei dir ist. Raff sie weg wie Schafe zum Schlachten, sondere sie aus für den Tag des Mordens!
Die Frage ist heute aktuell wie damals: Warum geht es den Gottlosen so gut? Das ist doch nicht gerecht! Ich bemühe mich, Gebote zu halten und das Rechte zu tun - und Andere scheren sich nicht darum und sie haben Erfolg im Leben! Sie reden von dem, was gut und gerecht ist, aber in ihrem Inneren sieht es ganz anders aus. Wenn es hier gerecht zuginge, müsste es ihnen schlecht ergehen. Also, Gott, schaff sie fort! Aber Gott, der - wie Jesus sagt - seine Sonne über Gerechte und Ungerechte aufgehen lässt, tut nichts dergleichen. Denn das Konzept der gerechten Vergeltung war schon damals gescheitert. Und nicht die Strafdrohung, sondern die bedingungslose Liebe verändert Menschen. Aber wir alle haben diesen Hang in uns, denen, die unrecht leben, Böses zu wünschen.
20.März Jeremia 11, 20 - 25
Aber der HERR der Heerscharen richtet gerecht, er prüft Nieren und Herz. Ich werde deine Vergeltung an ihnen sehen, denn dir habe ich meine Sache anvertraut. Darum - so spricht der HERR gegen die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten und sagen: Du darfst nicht als Prophet im Namen des HERRN auftreten, wenn du nicht durch unsere Hand sterben willst. Darum - so spricht der HERR der Heerscharen: Seht, ich werde sie heimsuchen. Die jungen Männer sterben durchs Schwert, ihre Söhne und Töchter sterben vor Hunger. So wird den Leuten von Anatot kein Rest mehr bleiben, wenn ich Unheil über sie bringe, das Jahr ihrer Bestrafung.
Die Leute seiner Heimatstadt trachten Jeremia nach dem Leben. Sie bestreiten seine Berufung und wollen verhindern, dass er weiterhin im Namen Gottes redet. Ist es Neid? Oder sind sie um den Ruf ihrer Stadt besorgt? Wie oft haben Menschen, die Gott gehorchen wollten, Ablehnung und Verfolgung erfahren. Und Jeremia reagiert darauf ganz menschlich: Er verkündet ihnen die Vernichtung. Jesus hat Ähnliches erlebt. In seiner Heimatstadt wurde er fast gesteinigt. In Jerusalem zum Tode verurteilt. Aber es gibt da einen bemerkenswerten Unterschied: Jesus spricht nicht von Vergeltung. Er betet für seine Feinde: Vater, vergib ihnen!
19.März Jeremia 11, 18 - 20
Der HERR ließ es mich wissen und so wusste ich es; damals ließest du mich ihr Treiben durchschauen. Ich aber war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte nicht, dass sie gegen mich Böses planten: Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebenden, sodass seines Namens nicht mehr gedacht wird. Aber der HERR der Heerscharen richtet gerecht, er prüft Nieren und Herz. Ich werde deine Vergeltung an ihnen sehen, denn dir habe ich meine Sache anvertraut.
Die Berufung, die Jeremia hat, ist eine schwere Bürde. Die Verantwortlichen im Lande wollen seine Worte nicht hören, sie hassen seine Botschaft. Und sie beschließen, ihn beiseite zu schaffen. Jeremia hatte sich nicht vorstellen können, dass sie dazu fähig sind. Aber Gott hat ihm diese Pläne gezeigt - wie, wissen wir nicht. Was tut Jeremia daraufhin? Er bleibt beharrlich, er hört nicht auf, zu rufen. Er setzt all sein Vertrauen auf Gott, er traut ihm zu, dass er sich um diese Pläne seiner Gegner kümmert. Was tue ich, wenn Menschen mich angreifen, verleumden oder mir schaden wollen? Sage ich auch: "Ich habe meine Sache Gott anvertraut"?
18.März Jeremia 11, 1 - 5
Das Wort, das vom HERRN an Jeremia erging: Hört die Worte dieses Bundes! Du sollst sie den Leuten von Juda und den Einwohnern Jerusalems verkünden. Du sollst ihnen sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Verflucht der Mensch, der nicht hört auf die Worte dieses Bundes, die ich euren Vätern aufgetragen habe am Tag, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte, aus dem Schmelzofen des Eisens: Hört auf meine Stimme und handelt in allem nach meinen Geboten; dann werdet ihr mir Volk sein und ich will euch Gott sein. Nur so kann ich den Eid halten, den ich euren Vätern geschworen habe: ihnen ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen, wie ihr es heute habt.
Die Worte Jeremias erinnern das Volk an den Bund, den Gott am Sinai mit ihnen geschlossen hat. Israel hat diesen Bund nicht gehalten, folglich behalten sie das Land nicht. Was so einfach klingt, ist ein Dilemma. "Handelt in allem nach meinen Geboten - dann werdet ihr mir Volk sein." Die Erwählung ist an diese Bedingung geknüpft. Aber die Menschen können diese Bedingung nicht erfüllen, "sie sind alle abgefallen" (Psalm 53,3). Die Erwählung ist von dieser Bedingung abhängig - scheinbar, denn trotz dieser Worte lässt Gott ja nicht von seinem Volk. Das ist Evangelium mitten im Alten, hier kündet sich das an, was Jesus später verkünden wird: Gott ist ein liebender Vater, der seine Kinder nicht loslässt.
17.März Jeremia 10, 23 - 24
Ich weiß, HERR, dass der Mensch seinen Weg nicht zu bestimmen vermag, dass keiner beim Gehen seinen Schritt lenken kann. Züchtige mich, HERR, doch mit Maß, nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht zum Verschwinden bringst!
Mitten in den Texten über die Vernichtung des Volkes finden sich diese Worte. Das ist merkwürdig, denn ansonsten war immer klar, dass die Vernichtung das Ergebnis falschen Handelns ist. Und umgekehrt galt: Wenn ich mich korrekt verhalte, geht es mir gut. Ich habe es also selbst in der Hand. So denken wir heute noch. "Jeder ist seines Glückes Schmid", sagt der Volksmund. Aber hier dämmert dem Propheten, dass es nicht so ist. Er hat sein Schicksal nicht in der Hand. Sein Weg ist von Gott her bestimmt. Darum bleibt ihm nur die Bitte, Gott möge ihm gnädig sein und ihn nicht vernichten. Es ist gut, daran zu denken: Mein Erfolg ist nicht mein Verdienst - und ein schweres Schicksal nicht Strafe.
16.März Jeremia 10, 6 + 10 + 12 - 13
Niemand, HERR, ist wie du: Groß bist du und groß an Kraft ist dein Name. Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Der HERR aber ist in Wahrheit Gott, lebendiger Gott und ewiger König. Vor seinem Zorn erbebt die Erde, die Völker halten seinen Groll nicht aus. Er aber hat die Erde erschaffen durch seine Kraft, den Erdkreis gegründet durch seine Weisheit, durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt. Lässt er seine Stimme ertönen, dann rauschen die Wasser am Himmel. Wolken führt er herauf vom Rand der Erde; Blitze hat er für den Regen gemacht, aus seinen Kammern entsendet er den Wind.
Angesichts der Götter, die die Völker anbeten, gerät der Prophet ins Schwärmen: Wir kennen den lebendigen Gott! Wir kennen den Schöpfer der ganzen Welt! Alle Erscheinungen der Natur führt er auf ihn zurück. Ein wenig von dieser Gewissheit würde uns guttun. Ahnen wir etwas von der Größe Gottes? Welche Vorstellung haben wir von ihm? Gibt es Erfahrungen in der Natur, die uns Gott näherbringen? Etwa die Majestät einer Berglandschaft oder die Weite eines Meeresstrandes? Welche Erfahrungen hast du da gemacht? Kennst du das Gefühl der Ehrfurcht vor der Größe dieses Gottes?
15.März Jeremia 10, 1 - 5
Hört das Wort, das der HERR zu euch spricht, ihr vom Haus Israel! So spricht der HERR: Lernt nicht den Weg der Völker, erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, wenn auch die Völker vor ihnen erschrecken! Denn die Gebräuche der Völker sind leerer Wahn. Ihre Götzen sind nur Holz, das man im Wald schlägt, ein Werk aus der Hand des Schnitzers, mit dem Messer verfertigt. Man verziert es mit Silber und Gold, mit Nagel und Hammer macht man es fest, sodass es nicht wackelt. Sie sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld. Sie können nicht reden; sie müssen getragen werden, weil sie nicht gehen können. Fürchtet euch nicht vor ihnen; denn sie können weder Schaden zufügen noch Gutes bewirken.
Erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels! Nein, wir erschrecken nicht mehr vor Götterstatuen, auch wenn wir solche Kunstwerke faszinierend finden. Wir erschrecken eher von "den Zeichen des Himmels". Wir haben Angst vor der Klimakatastrophe, den Kipppunkten, an denen die Welt untergeht. Wir beten keine Götter mehr an, doch wir lassen uns von den Propheten des Untergangs Furcht einflößen. Ich will die Gefahren und Probleme dieser Welt nicht kleinreden, wir müssen Antworten auf große Herausforderungen finden. aber diese Welt wird nicht untergehen, weil Gott sie in seinen Händen hält. "Fürchtet euch nicht!", ruft uns Jeremia zu. Das ist wie gesagt keine Anweisung zur Sorglosigkeit, soll uns aber vor panischer Furcht bewahren, die uns lähmt, wenn wir ihr Raum geben. Es gibt Hoffnung, weil Gott regiert.
14.März Jeremia 9, 22 - 23
So spricht der HERR: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums. Nein, wer sich rühmen will, rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt, nämlich dass er weiß: Ich, der HERR, bin es, der auf der Erde Gnade, Recht und Gerechtigkeit wirkt. Denn an solchen Menschen habe ich Gefallen - Spruch des HERRN.
Gnade, Recht und Gerechtigkeit sind für das Zusammenleben der Menschen elementar wichtig. Wir sind ja bestrebt, die Welt in dieser Hinsicht zu verbessern. Aber schaffen wir das? Erreichen wir die Herzen der Menschen, so dass sie gnädig miteinander umgehen, das Recht achten und gerecht handeln? Da ist unsere Weisheit oft am Ende. Nein, gute Argumente oder gar bedrohliche Stärke bewirken hier nichts. Ganz zu schweigen von Geld. Das richtige Verhalten von Menschen ist nicht zu erkaufen. Gott aber hat die Macht, Menschenherzen wie Wasserbäche zu lenken (Sprüche 11). Es ist eine demütigende Einsicht: Wir haben sehr begrenzte Möglichkeiten, Menschen zu verändern. Darum bitten wir Gott: Verändere du diesen Menschen, damit er das Recht einhält und Gerechtigkeit übt. Und fange bei mir an!
13.März Jeremia 8, 18 - 23
Kummer steigt in mir auf. Mein Herz ist krank. Siehe, die Tochter meines Volks schreit aus fernem Lande her: »Will denn der HERR nicht mehr in Zion sein, oder soll es keinen König mehr haben?« Ja, warum haben sie mich so erzürnt durch ihre Bilder, durch fremde, nichtige Götzen? »Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin und uns ist keine Hilfe gekommen!« Mich jammert von Herzen, dass die Tochter meines Volks so zerschlagen ist; ich gräme und entsetze mich. Ist denn keine Salbe in Gilead oder ist kein Arzt da? Warum ist denn die Tochter meines Volks nicht geheilt? Ach dass ich Wasser genug hätte in meinem Haupte und meine Augen Tränenquellen wären, dass ich Tag und Nacht beweinen könnte die Erschlagenen der Tochter meines Volks!
Wer spricht hier? Ist es Gott oder der Prophet? Es ist kaum zu unterscheiden. Ja, Gott kann nicht anders als das Volk dem Verderben preisgeben. Aber das nicht als ferner und gefühlloser Richter, sondern als ein Liebender, der vom Leiden des Volkes tief betroffen ist. Was für ein Gottesbild! Bei anderen Völkern gibt es ferne, launische, unnahbare Götter - Israels Gott wird wie ein Mann geschildert, dem nichts Anderes übrig bleibt, als seine untreue Ehefrau dem Gericht zu übergeben. Geht es nicht anders, wenn er doch Gott ist? Nein, denn Gerechtigkeit bedeutet, dass Konsequenzen nicht zu vermeiden sind. Dieses Dilemma zwischen dem liebenden Gott und dem harten Gericht kann der Prophet nicht lösen - es wird erst gelöst, indem Gott selbst in Jesus Christus die Strafe trägt. Wir haben also nicht einfach einen zornigen Gott, der besänftigt werden muss, sondern einen Liebhaber, der einen Weg findet, seine geliebten Menschen aus diesem Dilemma zu erlösen.
12.März Jeremia 8, 6 - 9
Ich horche hin und höre: Schlechtes reden sie, keiner bereut sein böses Tun und sagt: Was habe ich getan? Jeder wendet sich ab und läuft weg, schnell wie ein Ross, das im Kampf dahinstürmt. Selbst der Storch am Himmel kennt seine Zeiten; Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Frist ihrer Rückkehr ein; mein Volk aber kennt nicht die Rechtsordnung des HERRN. Wie könnt ihr sagen: Weise sind wir und die Weisung des HERRN ist bei uns? Fürwahr, siehe: Der Lügengriffel der Schreiber hat es zur Lüge gemacht. Zuschanden werden die Weisen, sie sind bestürzt und werden gefangen. Siehe, das Wort des HERRN haben sie verworfen und wessen Weisheit haben sie noch?
Was habe ich getan? Warum ist es oft so schwer, etwas zu bereuen? An den Weisungen Gottes liegt es nicht, sagt Jeremia. Sie sind so klar wie die Naturgesetze. Selbst die Tiere kennen ihre Wege und Zeiten. Im Gebot der Liebe zu Gott und meinem Nächsten ist alles enthalten, sagt Jesus. Das ist so einfach, doch wir machen es schwer, indem wir fragen: "Wer ist denn mein Nächster?" Wer die einfache Weisung verwirft, verstrickt sich in komplizierten Erklärungen, warum sie nicht für ihn gilt und hält das am Ende für Weisheit. Warum fällt es mir schwer, um Vergebung zu bitten? Ist es mein Stolz auf meine Erkenntnisse, der mich nicht umkehren lässt? Oder ist es die Angst vor dem Bedeutungsverlust, wo ich doch gerne jemand wäre?
11.März Jeremia 7
So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Häuft nur Brandopfer auf Schlachtopfer und esst Fleisch! Denn ich habe euren Vätern am Tag, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft. Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: Hört auf meine Stimme, dann will ich euch Gott sein und ihr sollt mir Volk sein! Geht in allem den Weg, den ich euch befehle, damit es euch gut geht! Sie aber hörten nicht und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern folgten den Eingebungen und der Verstocktheit ihres bösen Herzens. Sie zeigten mir den Rücken und nicht das Gesicht.
Hört auf meine Stimme! Geht meinen Weg, damit es euch gut geht. Ist es schwer, die Stimme Gottes zu hören und sie von "Eingebungen des bösen Herzens" zu unterscheiden? Es stehen hier zwei Hinweise, die körperlich anschaulich sind: "Neige deinen Ohren" und "jemand das Gesicht statt den Rücken zuwenden". Das steht für aufmerksames Hinhören und für eine bewusste Zuwendung. Wir können uns da einen Menschen vorstellen, der in der Stille vor Gott kniet und lauscht. Jeremia teilt uns mit: Wenn ihr das tut, werdet ihr die Stimme Gottes hören können. "Naht euch Gott, dann naht er sich euch", hat viele Jahre später Jakobus geschrieben. Habe ich heute Zeit dazu? Wem oder was wende ich mein Gesicht zu?
10.März Jeremia 7, 11 - 14
Ist denn dieses Haus, über dem mein Name ausgerufen ist, in euren Augen eine Räuberhöhle geworden? Auch ich, siehe, ich habe es gesehen - Spruch des HERRN. Ja, geht doch zu meiner Stätte in Schilo, wo ich früher meinen Namen wohnen ließ, und seht, was ich ihr angetan habe wegen des Bösen, das mein Volk Israel verübt hat! Nun denn, weil ihr alle diese Taten getan habt - Spruch des HERRN - und ich zu euch redete, eifrig redete, ihr aber nicht hörtet, und ich euch rief, ihr aber nicht antwortetet -, so werde ich mit dem Haus, über dem mein Name ausgerufen ist und auf das ihr euch verlasst, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, so verfahren, wie ich mit Schilo verfuhr.
Schilo war das zentrale Heiligtum der Stämme Israels vor dem Tempelbau. Zur Zeit Jeremias ist es schon längst zerstört. Die Warnung heißt hier: Das, was Schilo widerfahren ist, wird nun mit dem Tempel geschehen. Das Problem der Menschen um Jeremia ist, dass sie auf die falschen Dinge vertrauen. Der Tempel war der Ort der Anwesenheit Gottes und deshalb sagten die Menschen: Hier kann uns nichts passieren, denn hier ist Gott. Sie vertrauten auf ein Gebäude statt ihr Leben nach Gott auszurichten. Die religiösen Rituale, Gebete und Gottesdienste, die wir erleben, können eine falsche Sicherheit schaffen. Wenn wir unsere religiöse Praxis - und sei sie auch noch so schön und erhebend - mit Gott selbst verwechseln, dann werden diese Rituale leer und sinnlos. Jesus hat die Kritik Jeremias am Tempel wiederholt: Das ist eine Räuberhöhle! Der Tempel soll ein Bethaus sein - ein Haus der intensiven Begegnung mit Gott und kein Haus für rituelle Handlungen. Wie erlebe ich in meiner Kirche wirklich Gott?
9.März Jeremia 7, 1 - 7
Das Wort, das vom HERRN an Jeremia erging: Stell dich an das Tor des Hauses des HERRN! Dort ruf dieses Wort aus und sprich: Hört das Wort des HERRN, ganz Juda, alle, die ihr durch diese Tore kommt, um euch vor dem HERRN niederzuwerfen! So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort! Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: Der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN ist dies! Denn nur wenn ihr euer Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, wenn ihr wirklich gerecht entscheidet im Rechtsstreit, wenn ihr die Fremden, die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden, dann will ich bei euch wohnen hier an diesem Ort, in dem Land, das ich euren Vätern gegeben habe von ewig und auf ewig.
Jeremia hat Mut und das kostet ihn fast das Leben. Er stellt sich ans Tor des Tempels und ruft seine Botschaft mitten in die heiligen Handlungen hinein. Er stört! Es war der feste Glaube der Menschen in Judäa, dass der Tempel ewig besteht und unzerstörbar ist. "Nein!", sagt Jeremia in göttlicher Autorität. "Ob er bleibt, entscheidet sich an eurem Verhalten und Tun." Er nennt gerechtes Entscheiden, den Einsatz für Fremde, Witwen und Waisen, Vermeidung von Blutvergießen und Abstand von Götzendienst. Sagt uns das heute noch etwas? Auch bei uns ist das Wichtigste unser konkretes Verhalten und nicht der Kirchgang. Welches sind unsere Götter, denen wir nachlaufen? Wo schaden wir dem Leben, das Gott gibt? Wodurch benachteiligen wir Flüchtlinge und Obdachlose? Um hierin einem erdrückenden Aktivismus zu wehren: Hier im Text steht dreimal "nicht" - es geht also nicht um neue Aktivitäten, sondern um Dinge, die wir lassen sollen, damit andere leben können. Was könnte das bei mir sein?
8.März Jeremia 6, 16 - 20
So spricht der HERR: Stellt euch an die Wege und haltet Ausschau, fragt nach den Pfaden der Vorzeit, fragt, wo der Weg zum Guten liegt; geht auf ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele! Sie aber sagten: Wir gehen nicht. Auch habe ich Wächter für euch aufgestellt: Achtet auf den Schall des Widderhorns! - Sie aber sagten: Wir achten nicht darauf. Darum hört, ihr Völker, und erkenne, Versammlung, was mit ihnen geschieht! Höre, Erde! Siehe, ich bringe Unheil über dieses Volk als Frucht seiner Gedanken. Denn auf meine Worte haben sie nicht geachtet und meine Weisung haben sie verschmäht. Was soll mir der Weihrauch aus Saba und das gute Gewürzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, eure Schlachtopfer sind mir nicht angenehm.
Sie gehen nicht! Sie achten nicht darauf! Statt auf Weisungen zu achten, feiern sie Gottesdienste! Dabei wäre es nicht so schwer, zu fragen, wo der Weg zum Guten verläuft. Nämlich dort, wo er schon in der Vorzeit verlief. Das redet keinem starren Traditionalismus das Wort, sondern meint die Wege, die immer schon zum Guten führten. "Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist...!" heißt es in Micha 6,3. Das kommende Unheil ist hier "Frucht der Gedanken". Welche Wege führen heute zum Guten? Auf welche Hinweise Gottes kann ich heute achten? Gibt es Warnsignale, die ich hören sollte, wenn ich Entscheidungen treffe? Rechne ich mit dem Reden Gottes in meinen Tag hinein?
7.März Jeremia 6, 10 - 14
Zu wem soll ich reden und wen ermahnen, dass sie hören? Siehe, ihr Ohr ist unbeschnitten, sie können nichts vernehmen. Das Wort des HERRN dient ihnen zum Spott; es gefällt ihnen nicht. Darum bin ich erfüllt vom Zorn des HERRN, bin es müde, ihn länger zurückzuhalten. - Gieß ihn aus über das Kind auf der Straße und zugleich über die Schar der jungen Männer! Ja, alle werden gefangen genommen, Mann und Frau, Greis und Hochbetagter. Ihre Häuser gehen an andere über, die Felder und auch die Frauen. Denn ich strecke meine Hand aus gegen die Bewohner des Landes - Spruch des HERRN. Sie alle, von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, sind nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle. Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie sagen: Frieden! Frieden! - Aber da ist kein Friede.
Jeremia sieht sich einer Gesellschaft gegenüber, die schulterzuckend seine Botschaft übergeht. Das ist doch alles nicht so schlimm! Jeremia, du übertreibst, wir haben doch Frieden und Ruhe, die Geschäfte laufen gut. Auch uns gefallen mahnende Worte nicht. Unsere Lebensweise, der unbegrenzte Konsum, die Ausbeutung der Erde auf Kosten anderer Länder - so Vieles ist nicht in Ordnung. Hören wir die Worte unserer Propheten? Oder sind sie uns gleichermaßen lästig? Was müsste ich "eigentlich" ändern? Laufen wir wie die Menschen zur Zeit Jeremias blind und taub auf eine Katastrophe zu?
6.März Jeremia 4, 26 - 30
Ich schaute und siehe: Das Gartenland war Wüste und all seine Städte waren zerstört, zerstört durch den HERRN, durch seinen glühenden Zorn. Ja, so spricht der HERR: Das ganze Land soll zur Öde werden; doch völlig vernichten will ich es nicht. Deswegen vertrocknet die Erde und verfinstert sich der Himmel droben, denn ich habe gesprochen und geplant, es reut mich nicht und ich nehme es nicht zurück. Vor dem Lärm der Pferde und Bogenschützen flieht die ganze Stadt; sie gehen in Höhlen und sie steigen die Felsen hinauf. Verlassen ist jede Stadt, niemand wohnt mehr darin. Du aber, was tust du, wenn du verwüstet bist? Wie kannst du in Purpur dich kleiden, mit Goldschmuck dich zieren, dir mit Schminke die Augen weiten? Umsonst machst du dich schön. Die Liebhaber verschmähen dich; sie trachten dir nach dem Leben.
Das Land Juda und seine Bewohner erleben die Konsequenz ihres Lebens auf der falschen Seite. Sie hatten sich den Göttern jener zugewandt, die sie nun erobern und unterjochen. Gott wird hier wie ein betrogener und verlassener Mann geschildert, der in seinem rasenden Zorn alles zerschlägt. Dieses Gottesbild ist uns fremd. Aber haben wir Gott damit nicht verharmlost? Wir haben ihn zu jenem hilflos weinenden Greis gemacht, der bei Wolfgang Borchert (Draußen vor der Tür) nur noch jammert: "Meine Kinder, meine lieben Kinder!" Aber das ist nicht Gott, der Herrscher von Himmel und Erde. Zwischen diesen beiden Alternativen - Ohnmacht oder Zorn - steht Jesus Christus, der Gott, der selbst in den Riss tritt und sich für die Versöhnung der Welt opfert. Die Nachfolger Jesu protestieren wie Jeremia gegen falsche Götter - und sie beten und arbeiten für die Versöhnung der Welt, damit sie nicht im Zorn Gottes untergeht. (Vielleicht brauchen wir andere Begriffe für den "Zorn Gottes" - ich empfehle Frank Schätzings "Der Schwarm".)
5.März Jeremia 4, 16 - 18
Meldet den Nationen: Siehe! Lasst hören über Jerusalem: Belagerer kommen aus fernem Land, / sie erheben gegen Judas Städte ihre Stimme. Wie Feldwächter haben sie Juda umstellt; denn mir hat es getrotzt - Spruch des HERRN. Dein Weg und deine Taten haben dir das eingebracht. Deine Bosheit ist schuld, dass es so bitter steht, dass es dich bis ins Herz trifft.
Wie du dich verhältst, so wird es dir ergehen. An diesen Grundsatz glaubt ganz Israel. Deine Bosheit ist schuld an deinem Schicksal. Gilt dieser Grundsatz auch für uns heute? Ja, das lässt sich durchaus beobachten. Wenn jemand Menschen schlecht behandelt, betrügt oder schädigt, wird das entsprechende Wirkungen in seinem Leben haben. "Es trifft dich bis ins Herz" sagt Jeremia. Denn das, was im Leben eines Menschen wirklich wichtig ist - Beziehung, Liebe, Freundschaft - wird dadurch zerstört. Wir mögen Menschen kennen, die durch Betrug oder Verrat viel erreicht haben, aber ihr Gericht haben sie sich selbst "angerichtet", indem das, was ihnen das Wichtigste sein sollte, nichts mehr gilt. Die Warnung des Propheten gilt bis heute: Du erntest, was du tust!
4.März Jeremia 4, 5 - 7
Meldet es in Juda, lasst es hören in Jerusalem und sagt: Stoßt im Land ins Widderhorn, ruft aus voller Kehle und sagt: Sammelt euch! Wir wollen ziehen in die befestigten Städte! Stellt ein Feldzeichen auf: Nach Zion! Flüchtet, bleibt nicht stehen! Denn Unheil bringe ich von Norden und großes Verderben. Der Löwe hat sich aus dem Dickicht erhoben, der Völkervernichter ist aufgebrochen; er hat seinen Ort verlassen, um dein Land zur Wüste zu machen.
Der Text ist für unser Gottesbild schier unerträglich, denn da heißt es von Gott: "Unheil bringe ich von Norden!" Angekündigt wird die Invasion der Babylonier, die Jerusalem vernichten und den heiligen Tempel zerstören werden. In den alten Schriften wird jedes Geschehen auf Gott zurückgeführt. Darum kann diese Vernichtung nur als Gericht verstanden werden. Wie sehen wir das heute? Ist die Covid19-Pandemie ein Gericht Gottes? Oder der Ukraine-Krieg? Wir sind vorsichtig geworden mit solchen Zuschreibungen. Doch es bleibt die Frage, was Gott mit diesen Geschehnissen zu tun hat. Lässt er sie zu? Lenkt er sie gar? Eines kann gesagt werden: Gott verhindert menschengemachtes Unheil nicht. Aber er nutzt es für die größeren Ziele der Geschichte der Menschen. Dass dabei Menschen umkommen, ist die bleibende Tragik und die offene Frage an Gott: Warum geht es nicht anders? Ich verstehe das nicht - und will dennoch vertrauen, dass mir der Sinn noch verborgen ist. Denn Juda bleibt und aus einem Desaster entspringt am Ende etwas Neues.
3.März Jeremia 4, 1 - 4
»Wenn du umkehrst, Israel, dann darfst du zu mir zurückkommen; wenn du deine abscheulichen Götzen wegschaffst, dann sollst du bei mir wieder Geborgenheit finden. Wenn du beim Schwören sagst: ›So gewiss der HERR lebt‹, und dabei ehrlich und rechtschaffen bist und zu deinem Wort stehst, dann werden auch die anderen Völker von mir Glück und Segen erwarten und werden stolz sein, mich zu kennen.« Ja, dies sagt der HERR dem Volk von Juda und den Bewohnern Jerusalems: »Pflügt den Acker völlig um, statt unter die Dornen zu säen! 4 Beschneidet euch so, wie es mir gefällt, nämlich an euren Herzen. Schafft weg, was euch von mir trennt. Sonst kommt mein Zorn über euch und brennt wie ein Feuer. Dann hilft kein Löschen mehr; ihr habt zu viel Böses getan!«
Wer wie das Volk Israel zur Zeit Jeremias einen völlig falschen Weg eingeschlagen hat, dem hilft es nicht, sich ein wenig zu ändern. Die Änderung muss radikal sein, also an die Wurzel gehen. Die Dornen müssen samt der Wurzeln vom Acker verschwinden. Beschneidung kann ein bloß äußeres Zeichen sein, die Veränderung muss das Herz, das Zentrum des Menschen erreichen. Dasselbe kann man von der Taufe sagen: Sie muss im Herzen immer wieder innerlich erneuert werden. Das Ziel ist ein wahrhaftiger, in der Persönlichkeit verankerter Glaube. Das hat Auswirkungen: Andere Menschen werden auf diesen Gott aufmerksam, der Menschen verändern kann. Wie sehr ist der Glaube an Gott in meinem Herzen verankert, so dass er mein Denken und Handeln bestimmt? Worin muss ich radikal umkehren?
2.März Jeremia 3, 22 - 23
Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder, ich will eure Abtrünnigkeit heilen! Da sind wir, wir kommen zu dir; denn du bist der HERR, unser Gott! Fürwahr, Trug kommt von den Höhen, der Lärm auf den Bergen. Fürwahr, beim HERRN, unserm Gott, ist Israels Rettung.
Trug kommt von den Höhen! Auf den Höhen standen die Heiligtümer der fremden Götter, dort wurden lärmende Feste gefeiert. Aber nun kehren Menschen um und wenden sich Gott zu: "Du bist der Herr, unser Gott!" Und erst nach dieser klaren Wende wird ihnen der Trug erkennbar. Wie ist das in unserer Zeit, in der so viel von fake news und alternativen Wahrheiten die Rede ist? Wenn wir uns den Werten und Zielen unseres Gottes zuwenden, wird der Trug offenbar. Wenn wir beginnen, das zu leben, was uns Jesus vorgelebt hat, wird klar, wo es nur "viel Lärm um nichts" gibt. Die Zuwendung schafft Klarheit.
1.März Jeremia 3, 14 - 17
Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne - Spruch des HERRN; denn ich bin euer Gebieter. Ich hole euch, einen aus jeder Stadt und zwei aus jeder Sippe, und bringe euch nach Zion. Ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen; mit Einsicht und Klugheit werden sie euch weiden. Und wenn ihr euch im Land vermehrt und fruchtbar seid in jenen Tagen - Spruch des HERRN -, wird man nicht mehr rufen: die Bundeslade des HERRN! Sie wird niemand in den Sinn kommen; man denkt nicht mehr an sie, vermisst sie nicht und sie wird nicht wiederhergestellt. In jener Zeit wird man Jerusalem Thron des HERRN nennen; dort, beim Namen des HERRN in Jerusalem, werden sich alle Völker versammeln und sie werden nicht mehr der Verstocktheit ihres bösen Herzens folgen.
Inmitten dieser harten Urteilssprüche findet sich plötzlich: Hoffnung! Jeremia schaut in eine Zukunft, die hinter all dem Schrecklichen liegt, das er zu verkünden hat. Ja, Gott hat diesen Totalanspruch auf das Leben und die Anbetung seines Volkes. Doch er sehnt sich auch danach, dass Frieden wird, dass der Schalom im Land herrscht. Es geht ihm nicht um religiöse Zeremonien oder eine neue Bundeslade - ER selbst will präsent sein. Er will Hirte seines Volkes sein. Und sein Plan ist immer noch, dass dies auf alle Völker ausstrahlt und von Jerusalem Gerechtigkeit und Frieden ausgehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Habe ich die Hoffnung, dass hinter all dem Bösen und Schrecklichen in dieser Welt Gottes Reich kommt?
28.Februar Jeremia 3, 6 - 8
Der HERR sprach zu mir zur Zeit des Königs Joschija: Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie begab sich auf jeden hohen Berg und unter jeden üppigen Baum und trieb dort Unzucht. Ich dachte: Nachdem sie dies alles getan hat, wird sie zu mir zurückkehren; aber sie kehrte nicht zurück. Das sah ihre Schwester Juda, die Treulose. Auch sah sie, dass ich Israel, die Abtrünnige, wegen ihres Ehebruchs entließ und ihr die Scheidungsurkunde gab. Aber das schreckte ihre Schwester Juda, die Treulose, nicht ab; sie ging hin und trieb ebenfalls Unzucht.
Die Teilstaaten Israel und Juda werden hier als zwei Schwestern bezeichnet. Israel ist 722 v.Chr. untergegangen. Ihre Unzucht ist der Götzendienst. Gott wird als Ehemann dargestellt, der hofft, dass seine Frau nach geschehener Sünde reumütig zu ihm zurückkehrt. Aber das geschieht nicht. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich von ihr zu trennen. Aber selbst das hält ihre Schwester nicht davon ab, genau dasselbe zu tun. Damit erzählt der Text etwas über Sünde: Wenn Menschen keine Konsequenzen spüren, gehen sie auf ihren falschen Wegen weiter. Und diese Konsequenzen müssen sie an sich selbst spüren - Konsequenzen bei anderen bewirken bei ihnen keine Umkehr. Darf man das wirklich so verallgemeinern? Kommt uns Einsicht nur, wenn wir die negativen Konsequenzen unseres Handelns spüren? Der Prophet sagt: Das ist nicht normal! Das müsste und könnte anders sein. Was könnte mich zur Einsicht bringen, wenn ich auf einen falschen Weg geraten bin?
27.Februar Jeremia 2, 31 - 35
Warum sagt mein Volk: Wir wollen frei umherschweifen, wir kommen nicht mehr zu dir? Vergisst denn ein Mädchen seinen Schmuck, eine Braut ihre Bänder? Mein Volk aber hat mich vergessen seit ungezählten Tagen. Wie gut findest du deinen Weg, wenn du Liebe suchst. Sogar an Verbrechen hast du dein Verhalten gewöhnt. Selbst am Saum deiner Kleider fand sich das Blut von Armen, von Unschuldigen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast. Ja, es fand sich sogar noch mehr. Und trotzdem sagst du: Ich bin unschuldig; sein Zorn hat sich ja von mir abgewandt.
Das Volk hat Gott vergessen. Es hat ihn verlassen. Was einem wirklich wichtig ist, das vergisst man nicht! Wenn wir etwas begehren, finden wir Wege, es zu bekommen. Also ist uns Gott, da wir ihn vergessen, nicht wirklich wichtig. Und schlimmer noch: Wir haben uns an Verbrechen gewöhnt. Wie aktuell sind diese Worte! An unseren Kleidern klebt das Blut derer, die sie allzu billig herstellen. Unschuldige sterben infolge unserer Wirtschaftsformen. Uns geht es gut - dann sind wir doch offenbar unschuldig, oder? Wie reagieren wir auf die Ungerechtigkeit, die in unserer Welt herrscht? Glauben wir wirklich, Gott ist es egal, wie wir handeln?
26.Februar Jeremia 2, 26 - 28
Wie ein ertappter Dieb sich schämt, so müssen sich die Leute vom Haus Israel schämen, sie selbst, ihre Könige und Beamten, ihre Priester und Propheten. Sie sagen ja zum Holz: Du bist mein Vater und zum Stein: Du hast mich geboren. Sie kehren mir den Rücken zu und nicht das Gesicht; sind sie aber in Not, dann rufen sie: Erheb dich und hilf uns! Wo sind nun deine Götter, die du dir gemacht hast? Sie mögen sich erheben, falls sie dir helfen können, wenn du in Not bist. Denn so zahlreich wie deine Städte, Juda, sind auch deine Götter.
Wir haben keine Götter aus Holz oder Stein - aber welche Götter haben wir uns gemacht? "Woran dein Herz hängt, das ist dein Gott!", hat Luther geschrieben. Woran denke ich ständig, was will ich unbedingt (!) haben? In der Not wenden wir uns dem lebendigen Gott zu - und das zeigt, dass wir doch wissen, wo wirklich Hilfe zu holen ist. Darum die Fragen: Was ist wirklich wichtig und wesentlich in meinem Leben? Wo ist wahres Leben? Es wird etwas sein, das mit Liebe, Freundschaft, Beziehung zu tun hat - und nicht mit Geld, Besitz oder Karriere.
25.Februar Jeremia 2, 14 - 19
Ist Israel denn ein Knecht oder ein im Haus geborener Sklave? Warum wurde es zur Beute? Über ihm brüllten Löwen und ließen ihre Stimme erschallen. Sie machten sein Land zur Wüste; seine Städte sind verbrannt und menschenleer. Sogar die Leute von Memfis und Tachpanhes zertrümmern dir den Schädel. Geschieht dir das nicht deshalb, weil du den HERRN, deinen Gott, in der Zeit verlassen hast, als er dich geleitete auf dem Weg? Was nützt dir jetzt der Weg nach Ägypten, um Nilwasser zu trinken, und was nützt dir jetzt der Weg nach Assur, um Eufratwasser zu trinken? Dein böses Tun straft dich, deine Abtrünnigkeit züchtigt dich. So erkenne doch und sieh ein, wie schlimm und bitter es ist, den HERRN, deinen Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu haben - Spruch des Herrn, des GOTTES der Heerscharen.
Es fällt nicht leicht, eine solche Geschichtsschau zu vernehmen! Wir sind leicht dabei, uns mit dem Argument zu wehren, dass nicht jedes Unglück Folge von Sünde ist. Schon in den Psalmen wird ja gefragt, warum manche Gottlose so glücklich sind. Und die Staaten, denen es gut geht, sind nicht nur die Staaten, die Gott in den Mittelpunkt stellen. Doch es geht hier um Israel, um das Volk, das Gott erwählt hat. Dieser besonderen Stellung entspricht ein besonderer Anspruch: Israel darf Gott nicht untreu werden. Folgt es fremden Göttern, steht es nicht mehr unter dem Segen Gottes. Und wie ist das mit der Kirche, dem hinzugekommenen Volk Gottes? Was heißt es für uns, Gott treu zu sein?
24.Februar Jeremia 2, 11 - 13
Hat je ein Volk seine Götter gewechselt? Dabei sind es gar keine Götter. Mein Volk aber hat seinen Ruhm gegen unnütze Götzen vertauscht. Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig! - Spruch des HERRN. Denn mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten.
Wie widersinnig ist das? Juda hat einen lebendigen Gott, der das Volk führt und beschützt. Aber sie wählen sich Götter, die nur Statuen sind. So unsinnig, wie frisches fließendes Wasser gegen fauliges, abgestandenes Zisternenwasser zu vertauschen. aber mache ich es nicht genauso? Was ist für mich diese Quelle des lebendigen Wassers? Und was sind meine Zisternen? Wo suche ich das Leben, Erfrischung, Kraft - und begnüge mich dabei mit abgestandenen Dingen? Warum? Weil diese "Quellen" leicht verfügbar sind, weil ich sie jederzeit anzapfen kann, auch wenn nichts dabei herauskommt. Eben wie ein Götzenbild, das ich immer betrachten kann. Gott ist nicht verfügbar, ich muss darauf vertrauen, dass diese Quelle zu seiner Zeit sprudelt. Es ist diese Abhängigkeit von Gott, die mir schwerfällt.
23.Februar Jeremia 2, 1 - 7
Das Wort des HERRN erging an mich: Auf! Ruf Jerusalem laut ins Ohr: So spricht der HERR: Ich gedenke deiner Jugendtreue, der Liebe deiner Brautzeit, wie du mir in der Wüste gefolgt bist, im Land ohne Aussaat. Heilig war Israel dem HERRN, Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon aß, machte sich schuldig, Unheil kam über ihn - Spruch des HERRN. Hört das Wort des HERRN, ihr vom Haus Jakob und all ihr Geschlechter des Hauses Israel! S